25. Mai 2018

Plötzlich gute Chancen für Vernunftlösung

UMGEHUNGSSTRASSE

Plötzlich gute Chancen für Vernunftlösung

Zwei von vier Varianten fallen durch ein Bauprojekt weg – Bürger und Politiker freut das
(von Alexander Figge)

Porz. Wohin mit den Massen an Autos, die täglich aus dem Rhein-Sieg-Kreis durch Porz in die Kölner Innenstadt rollen? An Werktagen sind Autobahn 59, Frankfurter Straße und Mauspfad fast immer verstopft. Autofahrer suchen sich dann Schleichwege durch die Wohnorte Libur und Zündorf. Die Bewohner müssen täglich Lärm und Dreck von tausenden von Pkw ertragen: eine ungeheurere Belastung. Deshalb wird seit Jahren von Bürgern und Politik eine Umgehungsstraße gefordert. Verschiedenste Varianten wurden geprüft. Zwei sind nun wohl vom Tisch.

Insgesamt vier verschiede Routen für eine Umgehungsstraße wurden bisher diskutiert: eine Umgehungsstraße für Zündorf mit Anschluss an die Frankfurter Straße über die Houdainer Straße (Variante 1) oder mit einem direkten Anschluss an die Autobahn 59 in Höhe der Liburer Heide (Variante 3). Variante 2 ist eine Verlängerung der L 269 in Niederkassel über die Liburer Straße hinaus durch die Spicher Seen bis hin zur Frankfurter Straße. Variante 4 wäre eine Trasse (L82n), die vor der Ortsbebauung Zündorf vom Loorweg abbiegt, die Ranzeler Straße und Wahner Straße kreuzt, zur Poststraße, durch die Eisenbahnunterführung und über die Frankfurter Straße hinweg zur Autobahn führt.

Für die Porzer Bürgervereine war stets Variante 2 der Königsweg, da sie den Verkehr komplett um Porz herumleitet. Doch eine Umgehungsstraße durch die Spicher Seen wäre durch das lange Verfahren für eine neue Rheinbrücke auf Jahre blockiert. Vernunftlösung der Porzer Vereine ist deshalb Variante 4.

Favorit der Verwaltung war stets die Variante 1. Die städtischen Planerhielten die Strecke für die kostengünstigste und am schnellsten zu realisierende. Doch diese Trasse ist nun wohl Geschichte. In Lind wurde lange Zeit eine städtische Gewerbefläche für die mögliche Umgehungsstraße freigehalten. Doch jetzt sollen auf diesem Areal an der Frankfurter Straße gegenüber des Möbelhauses Porta neue Betriebe angesiedelt werden.

„Nachdem die Politik die hier entwickelte Variante abgelehnt hat, gibt es keine sachlichen Gründe mehr, die Vermarktung des Gewerbegebietes Lind weiterhin auszusetzen“, teilt das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung mit. „Das wäre erst mal eine gute Sache“, sagt Hans Baedorf Sprecher der vernetzten Porzer Bürgervereine, die sich seit Jahren für eine Verkehrsentlastung einsetzen. Die Variante 1 hielt Baedorf schon immer für die falsche Lösung der Verkehrsprobleme, da sie keine direkte Anbindung an die Autobahn vorsah, sondern nur über die Frankfurter Straße, die eh schon überlastet sei. Deshalb ist Baedorf froh, dass diese nun nicht realisiert wird.

Auch die Bezirksvertreter hielten die von der Verwaltung untersuchte Variante 1 für unzureichend und hatten eine Umsetzung deswegen abgelehnt. „Somit setzt die Verwaltung nur den politischen Willen um“, sagt CDU-Fraktions-Chef Werner Marx. Für die angesprochene Variante hätte es einfach keine Mehrheit gegeben.

Stattdessen haben die Porzer Politiker mit breiter Mehrheit die Variante 4 unterstützt. In einem gemeinsamen Antrag forderten CDU, SPD, Grüne und FDP jetzt, diese Strecke zu prüfen. Dabei ist die Variante nicht neu, sondern stammt aus einem rund 20 Jahre alten Plan, der auch schon früher in der Bezirksvertretung besprochen wurde. Gescheitert war das Projekt damals unter anderem an der geplanten Autobahn-Auffahrt. Auch die große Mehrheit der Porzer Bürgervereine unterstützt Variante 4: „Sie würde Langel und Zündorf an die Autobahn anbinden, wäre aber auch für Porz-Mitte, Wahn, Urbach und Elsdorf eine Verkehrsentlastung“, erklärt Simin Fakhim-Haschemi, ebenfalls Sprecherin des Bündnisses Porzer Vereine. Nach Einschätzung des Bundesverkehrsministeriums war die in dem Plan vorgesehene Verknüpfung der Entlastungsstraße mit der Autobahn 59 nicht genehmigungsfähig. Sie liege zwischen dem Kreuz Flughafen und der dicht darauffolgenden Anschlussstelle Wahn und würde – wegen der kurzen Abstände – damit die Verkehrssicherheit gefährden, hieß es in der Begründung. Die Aussage hält Baedorf für nicht haltbar: „Verkehrsexperten vom Landesbetrieb Straße NRW haben uns erklärt, dass man eine solche Anschlussstelle als kombinierte Ausfahrt mit zwei Abzweigungen konzipieren kann.“ So wie das etwa in Klettenberg auf der A4 der Fall ist. Dort gibt es die Abfahrten Eifeltor und Klettenberg in kurzen Abständen hintereinander.

Auch die Politiker glauben, dass die Variante 4 umsetzbar wäre. Allerdings haben die Bezirksvertreter noch keine neue Einschätzung von der Verwaltung bekommen. „Wir hatten uns eigentlich gewünscht, dass es schneller geht“, klagt der SPD Fraktionsvorsitzende Simon Bujanowski. Denn die Autobahn 59 soll sechsspurig ausgebaut werden und eine mögliche neue Autobahnanschlussstelle – wie in Variante 4 vorgesehen – müsste vor der Planfeststellung bei der zuständigen Landesregierung NRW angemeldet werden.

Das setzt die Verwaltung auch um, heißt es aus dem Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung. „Mit der Durchführung der geforderten Machbarkeitsuntersuchung zum Bau der L 82n und deren Anschluss an die A 59 ist ein externes Planungsbüro beauftragt worden“, teilte das Amt weiter mit. Da die Varianten 1 und 3 zusammenhängen und Wunsch-Lösung 2 unrealistisch ist, bleibt also zurzeit nur noch die neue alte Variante 4 übrig.

Neue Rheinbrücke
Eine künftige Verbindung im Süden von Köln über eine neue Rheinbrücke zwischen der A 555 und der A 59 ist das größte Autobahn-Neubauprojekt in Nordrhein-Westfalen. Die genaue Trassenführung ist noch nicht entschieden. Bislang steht nur fest, dass die Autobahn über vier Fahrspuren verfügen soll und dass der Bund den Bau finanziert. Im Bundesverkehrswegeplan wird das Vorhaben als eines der bundesweit wichtigsten bewertet. Die Bürgerbeteiligung für das Projekt hat begonnen. Auf Grund der Zahl der betroffenen Bürger wurde die Beteiligung schon vor der konkreten Planung gestartet.

(von Alexander Figge)


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KStA-Artikel (vom 01./02. Mai 2018):
Plötzlich gute Chancen für Vernunflösung (von Alexander Figge)


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