23. Januar 2019
Ausweisung von Neubaugebieten im Kölner Außenbereich
KEINE WEITEREN GROSSE NEUBAUGEBIETE AUF WERTVOLLEN ACKERFLÄCHEN ZU LASTEN VON KLIMA-, NATUR- UND ARTENSCHUTZ
Der Artikel im Kölner Stadtanzeiger vom 18. Januar 2019 veranlaßte die Sprecher der Vernetzung der Bürgervereine Porz/Poll, Frau Simin Fakhim-Haschemi und Herr Hans Baedorf, an die Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung zu appellieren. Neben der Zerstörung der so wichtigen Flächen wird auch den Landwirten, die diese Flächen beackern, die Existenzgrundlage entzogen.
Offener Brief
Porz, den 22.01.2019
Sehr geehrter Herr Adenauer,
sehr geehrte Damen und Herren,
mit großer Verwunderung und auch mit Sorge haben wir den Artikel "Bauland am Stadtrand gefordert" im Kölner Stadtanzeiger vom Freitag, den 18.Januar 2019, gelesen.
In diesem Artikel fordert Herr Konrad Adenauer als Vereinsvorsitzender des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins - in dem auch unsere Familien jeweils Mitglied sind - eine "vermehrte Bebauung des Außenbereichs, jenseits der Innenstadt und angrenzenden Viertel, um neuen Wohnraum zu schaffen". Des Weiteren erwähnt Herr Adenauer, "der Verein erwarte von den Ratsfraktionen, die Verwaltung mit der Planung von mehreren tausend Wohneinheiten im Außenbereich zu beauftragen".
Ferner wird im Artikel der Vereinsgeschäftsführer Herr Anton Neuberger zitiert, " im Außenbereich stehe eine Flächenreserve für zusätzlich 150.000 Menschen zur Verfügung".
Wir stimmen Herrn Adenauer zu, dass Köln eine wachsende Stadt ist und sich größter Beliebtheit hinsichtlich des Zuzugs von vielen weiteren Menschen erfreut. Dabei gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass durch die Zuwanderung so vieler Menschen in eine attraktive und beliebte Stadt wie Köln an anderer Stelle Orte und Städte durch den Wegzug genau dieser Menschen „zu sterben“ drohen. Hier möchten wir insbesondere auf viele Städte im Ruhrgebiet hinweisen, in denen es in Folge dieser „Umsiedlungen“ zu einem dramatischen Strukturwandel ganzer Landstriche innerhalb Nordrhein-Westfalens kommt.
Vielmehr sollten Bemühungen unternommen und Strukturhilfsmittel zur Verfügung gestellt werden, um die Attraktivität genau dieser Regionen wieder zu erhöhen, diese Landstriche dadurch zu stärken und damit der zunehmenden Verödung entgegen zu wirken. Die dortigen Haus- und Grundbesitzer werden so ihre Werte erhalten können, die ansonsten der Volkswirtschaft schadend, vernichtet werden.
Und gerade deswegen können und dürfen im Kölner Stadtgebiet nicht auf Teufel komm heraus - dem Trend der oben beschriebenen Umsiedlung folgend – weitere große Neubaugebiete auf wertvollen Ackerflächen zu Lasten von Klima- , Natur- und Artenschutz sowie der bereits jetzt schon stark überlasteten Verkehrsinfrastruktur geschaffen werden.
Die maßvolle Schaffung neuer Wohneinheiten in und um Köln ist notwendig, aber nur mit gut vorbereiteter und vorausschauender Planung unter Berücksichtigung zahlreicher, insbesondere jedoch der oben genannten, Aspekte. Vorrangig hingegen sollten Flächen reaktiviert werden, die bereits der Natur entzogen wurden, wie zum Beispiel das Areal des Deutzer Hafens, Mülheim Süd oder das Gelände Parkstadt Süd.
n unserem Stadtbezirk Porz gibt es Freiflächen in Form von weitläufigen land- wirtschaftlich bewirtschafteten Äckern sowie Landschaftsschutz - beziehungsweise Naturschutzgebieten.
Diese Areale sind unter anderem sehr wichtige Kaltluftentstehungsgebiete, die – wie in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen - auch für eine Abkühlung der sich bedingt durch den Klimawandel im Sommer zunehmend erwärmenden Innenstadt- bereiche wichtig und erforderlich sind. Hier möchten wir insbesondere auf große zusammenhängende Flächen wie zum Beispiel im Porzer Süden hinweisen, die derzeit in erheblichen Umfang zur innerstädtischen Abkühlung beitragen.
Außerdem kommen in diesen Arealen viele bedrohte Tierarten der roten Liste, wie zum Beispiel Feldhase oder Feldlerche sowie seltene wertvolle Pflanzenarten und Biotope vor. Ganz zu schweigen von den vielen Insektenarten.
Auch sind diese Freiflächen durch ihre landwirtschaftliche Nutzung zur Erzeugung von Nahrungsmitteln zunehmend von außerordentlicher Bedeutung.
Kommt es zu einer weiteren großflächigen Bebauung in den Außenbereiche der Kölner Stadtteile und damit zu einer Vernichtung dieser Flächen durch uferlose Flächenversiegelung, wird immer mehr Tieren und Pflanzen der letzte Lebensraum in unserem Stadtgebiet genommen und unser aller Klima nachhaltig negativ beeinflusst.
Ein weiterer bedeutsamer, nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die in vielen Stadtteilen, so auch bei uns in Porz, heute schon überlastete und völlig veraltete Verkehrsinfrastruktur, die täglich zu langen Staus vor allem zu den Hauptverkehrszeiten führt. Auch die öffentlichen Nahverkehrsmittel wie zum Beispiel die KVB-Linie 7 haben ihre Kapazitätsgrenzen in den Hauptverkehrszeiten seit langem überschritten. Entstehen hier neue große Wohnneubaugebiete, so ist der endgültige Kollaps der Infrastruktur im Bereich Verkehr vorprogrammiert.
Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein sollte in erster Linie im Interesse seiner vielen Mitglieder auf die dringend erforderliche Verbesserung der desolaten Infrastruktur in Köln mitsamt seinem Umland hinweisen und hier bei Politik und Verwaltung auf die zeitnahe Umsetzung drängen und nicht im überhasteten Vorantreiben großer Neubaugebiete in den Außenbereichen von Köln, diese desolate Infrastruktur weiter belasten.
Wir appellieren mit diesem offenen Brief an die Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung, eine Bebauung im Kölner Stadtgebiet mit Bedacht und Maßen zu planen und umzusetzen, damit auch zukünftige Generationen in Köln gut und gerne leben können!
Unabhängig von diesem offenen Brief fordern wir weiterhin die längst überfällige Infrastruktur-Verbesserung, wie bereits mehrfach öffentlich angemahnt.
Mit besten Grüßen
Simin Fakhim / Hans Baedorf
Quelle: KStA vom 18.01.2019
Haus und Grund spricht sich gegen Wohnraumverdichtung in der Innenstadt aus
Bauland am Stadtrand gefordert
von Clemens Schminke
Der neue Stadtteil „Im Kreuzfeld“ in Chorweiler solle „erheblich größer“ geplant werden als vorgesehen ist, fordert der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. Nach bisheriger Planung sollen 2000 bis 3000 Wohnungen nördlich von Blumenberg entstehen. „Das stellt noch nicht mal die Hälfte des Neubedarfs eines einzigen Jahres dar“, sagte Vereinsvorsitzender Konrad Adenauer am Donnerstag angesichts der chronischen Mangels an Wohnraum in Köln. Das Neubauvorhaben basiere auf Planungen der 70er Jahre. „Anstatt sie an die die heutigen Bedürfnisse anzupassen, bewegt man sich weiterhin in den Grenzen von 1970.“
Prinzipiell begrüßte er das Vorhaben, weise es doch in die richtige Richtung: Die Stadt müsse sich darauf konzentrieren, im Außenbereich, das heißt jenseits der Innenstadt und angrenzender Viertel, neuen Wohnraum zu schaffen. Noch setze sie zu sehr auf die Verdichtung in der Innenstadt, also darauf, Flächen innerhalb bereits bestehender Bebauung zu nutzen. Mit solchen Flächen lasse sich der Wohnungsbedarf „weder quantitativ noch zeitnah auch nur annähernd decken“.
Adenauer monierte erneut, die Zahl der Baugenehmigungen sei viel zu niedrig. Zwar habe das Bauamt ihm gegenüber darauf verwiesen, es mangele an Personal und man könne „nicht mehr Genehmigungen erteilen, als Anträge vorliegen“, doch das ändere nichts am schlechten Resultat. Dass die Stadtfläche nicht ausreichend entwickelt werde, liege zum großen Teil daran, dass die Verwaltung „von der Kölner Mutlos-Politik ausgebremst“ werde. Der Verein erwarte von den Ratsfraktionen, „die Verwaltung mit der Planung von mehreren tausend Wohneinheiten im Außenbereich zu beauftragen“; den „alleinigen Verweis“ auf Bauprojekte wie Kreuzfeld, Mülheim-Süd und Parkstadt-Süd lasse er „nicht gelten“. Daneben forderte Adenauer insbesondere mit Blick auf den Friesen- und den Rudolfplatz, „private Bauaktivitäten“ zum Anlass zu nehmen, „den angrenzenden öffentlichen Raum aufzuwerten“.
„Köln verfügt über mehr als reichlich Platz“, sagte Vereinsgeschäftsführer Anton Neuberger zur Forderung, verstärkt im Außenbereich zu bauen. In der Zone, in der der durchschnittliche Quadratmeterpreis für ein Haus oder eine Eigentumswohnung im vergangenen Jahr zwischen 2210 Euro (Bestand) und 3088 Euro (Neubau) und damit am niedrigsten in der Stadt gelegen habe, stehe eine „Flächenreserve für zusätzlich 150 000 Menschen“ zur Verfügung. Insgesamt zeigt sich: Die Wohneigentumspreise in Köln sind im Vergleich zu 2017 erneut und zum Teil deutlich gestiegen Neuberger appellierte an die Politik, sich wieder „die Bildung von Wohneigentum zur Alterssicherung und zur Stabilisierung des Lebensunterhalts“ zum Ziel zu setzen; eine Erhöhung von Grunderwerbssteuer und Grundsteuer würde dem entgegenwirken.
Zu Forderungen des Kölner Mietervereins sagte Neuberger, der Modernisierungszuschlag, mit dem Vermieter Kosten an Mieter weitergeben können, dürfe nicht auf vier Prozent gesenkt werden. Und die Idee, Werkswohnungen zu bauen, sei „unsinnig“ in Zeiten, in denen Arbeitnehmer nicht mehr ein ganzes Arbeitsleben lang bei einem Arbeitgeber beschäftigt seien. Der Kölner Haus- und Grundbesitzerverein ist die größte Interessenvertretung privater Immobilienbesitzer in Köln. Im vorigen Jahr ist die Mitgliederzahl um 1400 auf 27 500 gestiegen.
Konrad Adenauer,
Haus und Grund
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