30. November 2018
Offener Brief - Infrastrukturausbau für den Stadtbezirk 7
Vernetzte Gemeinschaft der Porz/Poller Bürgervereine und dem Förderkreis Rrh. Köln e.V. fordert Realisierung des längst überfälligen Infrastrukturausbaus für den Stadtbezirk 7"
In einem „offenen Brief“ bittet die Vernetzung Frau Oberbürgermeisterin Reker um Beantwortung und Stellungnahme im Hinblick auf eine Verbesserung der Verkehrsproblematik sowohl im Straßen- als auch ÖPNV-Bereich mit zeitlichem Ausblick im Kölner Süden.
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
sehr geehrte Damen und Herren,
wir als vernetzte Gemeinschaft der Porz /Poller Bürgervereine (Bürgervereine Gremberghoven, Langel, Libur, Porz-Mitte, Poll, Wahn-Wahnheide-Lind, Urbach, Zündorf, der Bürgervereinigung Ensen-Westhoven, der Grengeler Ortsgemeinschaft und dem Förderkreis Rechtsrheinisches Köln) mit mehr als 2000 Mitgliedern fordern die Realisierung des längst überfälligen Infrastrukturausbaus für den Stadtbezirk 7, bevor neue Wohnungsbauprojekte weiter forciert werden.
In den vergangenen Jahren wurde in Porz und dem Rhein-Sieg-Kreis die Errichtung neuer Wohneinheiten stark vorangetrieben; eine Anpassung der Infrastruktur blieb jedoch aus.
Weitere große Neubaugebiete wie z.B. der Deutzer Hafen, Friedensstraße in Urbach, die Baugebiete Krausbergweg sowie Langeler Berg in Langel, ausgedehnte Wohnbebauungen im Rahmen der Revitalisierung in Porz-Mitte und zahlreiche Wohnbebauungen im Niederkassel/Rhein-Sieg-Kreis sind in Planung bzw. bereits in der Umsetzung.
Daneben kommt es in den einzelnen Porzer Ortsteilen, insbesondere auch in Langel, zu einer starken Nachverdichtung. Weiterhin sind als zwei große Neubaugebiete Zündorf Süd und Wahn-West in der Diskussion.
Außerdem wird das Evonik Gelände in Lülsdorf reaktiviert, unter anderem von der Duisburger Hafen AG. Geplant ist, dass ein neues trimodales Container Terminal bereits 2020 in Betrieb gehen wird. Zunächst soll ein Schiff /Tag umgeschlagen werden, d.h. bis zu 200 Container à 40 Fuß müssen vom Gelände weg und auch wieder hin. Ein Containerfahrzeug, welches einen Container im Hafen abholt, liefert aber nicht zwangsläufig gleichzeitig auch einen Container an. Umgekehrt gilt dies genauso. Somit ist auch mit einer erheblichen Anzahl von "Leerfahrten" zu rechnen.
Die Folgen sind eine Verschlimmerung der bereits jetzt schon bestehenden starken Überlastung des Porzer Straßennetzes mit Staubildung - nicht nur zu den Hauptverkehrszeiten - und eine daraus resultierende weiter zunehmende Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden.
Deshalb ist eine zeitnahe Verkehrsentlastung für Porz dringend erforderlich!
Unabhängig von der nach wie vor unbedingt erforderlichen eigenständigen Lösung zur Abführung des Verkehres aus dem Rhein-Sieg-Kreis sehen wir als eine Möglichkeit der Entlastung die Realisierung der L82-6n an. Die als Landesstraße geplante L82-6n beginnt am Loorweg (K22), kreuzt die Wahner Straße ( K23 ), nutzt ein Teilstück der bereits bestehenden Poststraße mit der dort vorhandenen ICE-Unterführung, kreuzt die Frankfurterstraße (B8), um dann zwischen Wahn und Elsdorf an die A59 in Form einer Doppelauf/ausfahrt z.B. "Wahn 1 u. Wahn 2 oder Wahn Nord und Wahn Süd" anzuschließen; mit Anschlüssen sowohl in Fahrtrichtung Bonn als auch Köln.
Hierzu wurde durch unseren Landesminister Herrn Wüst in einem ersten Schritt aktuell die Planung für den Abschnitt von der A59 zur B8 (Frankfurter Straße) freigegeben. Die Realisierung der L82 6n wird nun beim Ausbau der A59 mit berücksichtigt. Bei der baulichen Ausführung (Schallschutzmaßnahmen und Geschwindigkeitsbegrenzungen sind zwingend erforderlich, da die geplante Straße voraussichtlich hochfrequentiert wird und sich die dadurch ergebenen Belastungen auf ganze Siedlungsbereiche auswirken) muss jedoch garantiert werden, dass zuerst derAutobahnanschluss und danach die Trasse von der Autobahn über die Frankfurter Straße in Richtung Wahner Straße gebaut wird, damit die Realisierung des Autobahnanschlusses sichergestellt wird und gewährleistet ist, dass die Trasse nicht an der Frankfurter Straße endet.
Sollte das Bauvorhaben L82-6n vor einer Anbindung an die A59 realisiert werden, würden mehrere Porzer Ortsteile wie z.B. Wahn, Wahnheide, Lind, Elsdorf und Urbach im Stau ersticken. Somit kann der Bau der L82-6 grundsätzlich nur mit der Gewährleistung einer Anbindung an die A59 erfolgen. Die Umsetzung der L82-6n hängt daher vom abgeschlossenen Ausbau der A59 auf 6 Fahrstreifen ab, mit dem frühestens - nach den derzeitigen Angaben - in 2028 zu rechnen ist.
Somit wird sich die momentan schon schlechte Verkehrssituation bis dahin stetig weiter verschlechtern!
Ferner ist die Linie 7 als Hauptverkehrsmittel des ÖPNV in unserem Stadtbezirk derzeit schon am Ende ihrer möglichen Kapazität angelangt bzw. zu den Hauptverkehrszeiten weit darüber hinaus. Wenn nun die o.g. geplanten oder weitere angedachte Neubaugebiete hinzukommen, wird sich die gegenwärtige desaströse Situation gravierend verschlechtern, und wir als Bürger werden die Leidtragenden sein.
Eine reine Verlängerung der Linie 7 um zwei Haltestellen in Richtung Langel wird den aktuell überlasteten Zustand noch verstärken und ist somit eindeutig kontraproduktiv. Anwohner aus Niederkassel und dem Rhein-Sieg-Kreis werden geradewegs dazu ermuntert, ihren PKW in Zündorf zu parken und dort auf die noch leere Linie 7 umzusteigen, um so in die Kölner Innenstadt zu gelangen.
Wenn ausreichende Gesamtkapazitäten vorhanden wären, wäre dies sicherlich der richtige und beste Ansatz, um den ÖPNV zu stärken und den MIV zu verringern.
Da aber für den gesamten rechtsrheinischen Streckenverlauf der Linie 7 voraussichtlich erst nach 2030 ausreichende Kapazitäten angeboten werden können, wird dies derzeit zu einer Verdrängung bestehender ÖPNV-Nutzer zurück in den MIV (motorisierter Individualverkehr) oder andere alternative Verkehrsmittel führen. Die Förderfähigkeit einer solchen reinen Streckenverlängerung - ohne die Schaffung deutlich größerer Kapazitäten – ist daher in Frage zu stellen. Auch die gegenwärtig viel diskutierte Stadtbahn Bonn-Niederkassel-Köln wird hieran im nächsten Jahrzehnt - in Ermangelung ihrer Existenz - nichts ändern können.
Unser Ansicht nach darf erst dann eine Verlängerung der Linie 7 um zwei Haltestellen erfolgen, wenn eine deutliche Steigerung der Kapazität durch den Einsatz von 90m Langzügen und/oder durch eine merklich erhöhte Taktung möglich ist. Eine erhöhte Taktung, z.B. durch den zusätzlichen Einsatz einer neuen Linie 8 (Porz bis Sülz), ist jedoch nach Aussage von KVB-Mitarbeitern in leitender Position erst nach dem Ausbau der Ost-West Achse mit dem Einsatz der Dreifach-Traktion (90m-Züge) möglich. Also voraussichtlich erst nach 2030!
Erst dann kann die Linie 9 in Richtung Kalk teilweise so umfunktioniert werden, dass sie als Linie 8 von Sülz über den Neumarkt in Richtung Porz fahren kann. Nur durch den Einsatz von Zügen mit Dreifach-Traktion - hierzu ist der Ausbau der Ost-West Achse Voraussetzung - ist die erforderliche Kapazität der Linie 9 so ausreichend, dass eine Linie 9 in Richtung Kalk eingespart werden kann, um als Linie 8 umfunktioniert durch das “Nadelöhr“ der Strecke Neumarkt - Deutzer Brücke – Deutzer Freiheit in Richtung Porz zu fahren.
Der Einsatz einer geplanten neuen Buslinie von Poll über den Deutzer Bahnhof bis nach Mülheim wird voraussichtlich lediglich von den ÖPNV-Fahrgästen genutzt werden, welche von Poll zum Deutzer Bahnhof oder weiter bis nach Mülheim möchten. Der Großteil der Linie 7-Nutzer haben jedoch die Kölner Innenstadt oder weitere linksrheinisch gelegene Orte zum Ziel. Auch durch diese neue Buslinie ist unserer Meinung nach keine nennenswerte Entlastung der angespannten Situation der Linie 7 zu erwarten.
Die Einrichtung einer Buslinie zwischen der Haltestelle Westhoven-Kölner Straße der Linie 7 und der linksrheinischen Haltestelle Heinrich-Lübke-Ufer über die A4 würde bei ÖPNV Nutzern mit dem Ziel des linksrheinischen Südens den Umweg, von Porz kommend über den Rhein (Deutzer-Brücke) und linksrheinisch zurück, abkürzen. Gleichzeitig könnten entgegengesetzt Bahnnutzer aus Deutz und Poll diese Verbindung ebenfalls mit dem Ziel des linksrheinischen Kölns und Bonn nutzen. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit dieser Buslinie könnte der Fahrplan auf die morgendliche sowie abendliche Berufsverkehrszeit während der Werktage begrenzt werden.
Im Gegensatz zur Buslinie Poll-Mülheim könnte hierdurch die Linie 7 und insbesondere die Strecke zwischen Deutz und Neumarkt zweifelsohne stark entlastet werden! Im Rahmen der Umnutzung des Deutzer Hafens zum Wohn- und Büroquartier wird die S-Bahn-Linie S16 über die Süd-Brücke stark propagiert. Die Süd-Brücke ist jedoch nach Aussage der Fachleute durch den Güterverkehr ausgelastet und lässt keine Doppelnutzung zu, so dass zwei zusätzliche S-Bahn-Gleise über den Rhein und die komplette Strecke bis zum Hansaring gebaut werden müssen. Selbst bei optimistischer Planung wird dies kaum unter 15 Jahren zu schaffen sein!
Die Wohnbebauung wird ab 2020 beginnen und somit aufgrund mangelnder Alternativen ebenfalls die bereits heute überlastete Linie 7 zum Kollabieren bringen!
Daher fordern wir als vernetzte Gemeinschaft, dass erst nach einer deutlichenVerbesserung der Infrastruktur - sowohl im Straßen- als auch im ÖPNV-Bereich – im Stadtbezirk 7 weitere Neubaugebiete errichtet werden dürfen!
Wir bitten Sie, dies bei Ihrer weiteren städtebaulichen Planung zu berücksichtigen.
Im Voraus herzlichen Dank für Ihre Mühen. Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Mit besten Grüßen
i.V. der vernetzten Gemeinschaft Bürgervereine Gremberghoven, Langel, Libur, Porz-Mitte, Poll, Wahn-Wahnheide-Lind, Urbach, Zündorf, der Bürgervereinigung Ensen-Westhoven, der Grengeler Ortsgemeinschaft und dem Förderkreis Rechtsrheinisches Köln
gez. Simin Fakhim-Haschemi gez. Hans Baedorf
Sprecher/in der Vernetzung
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